Hündin und Rüde  
  Die Operationstechniken gelten in ähnlicher Form auch für Katzen und Kater


  Die Kastration der Hündin
 
  Geschlechtsreife und Läufigkeit  
 

Die Geschlechtsreife erreicht eine Hündin mit Eintreten der ersten Läufigkeit, die mit einer großen Variation im Alter von 6-16 Monaten (je nach Rasse und Gewicht) erstmals auftritt. Das durchschnittliche Läufigkeitsintervall beträgt 6-7 Monate. Es bestehen aber erhebliche rassebedingte und individuelle Unterschiede; Die Läufigkeit setzt sich aus der Vorbrunst, 9 Tage (3-17 Tage), der eigentlichen Brunst mit Deckbereitschaft, 9 Tage (3-21 Tage) und der Nachbrunst, 9-12 Wochen, zusammen.

 
  Zeitpunkt der Kastration  
 

Wir empfehlen die Kastration zwischen der ersten und zweiten Läufigkeit, dadurch hat das Tier schon eine gewisse Reife und der Zeitpunkt kann frühzeitig geplant werden.
Die Kastration sollte nicht während der Läufigkeit durchgeführt werden, da die Blutungs- und somit Komplikationsrisiko erhöht ist. Hündinnen, die vor der 2. Läufigkeit operiert werden, haben ein deutlich verringertes Gesäugetumorrisiko. Idealer Zeitpunkt ist ca. 2-3 Monate nach dem Auftreten der ersten Läufigkeitssymptome. Natürlich kann eine Hündin auch zu jedem beliebigen späteren Zeitpunkt noch kastriert werden.

 
  Vorbereitung  
 

Die Hündin sollte 12 Stunden vor der Operation nicht gefüttert werden. Wasser kann und soll jedoch belassen werden.

 
  Der chirurgische Eingriff  
 

Die Operation erfolgt in Rückenlage. Nach dem Bauchschnitt werden die Eierstöcke vorgelagert, abgebunden und abgetrennt, die Gebärmutter wird im Bereich des Gebärmutterhalses ebenfalls abgebunden und abgetrennt (nur bei Veränderungen). Anschließend wird die Bauchdecke in zwei bis drei Schichten genäht.

 
  Nachbehandlung  
 

Ein Erbrechen noch einige Stunden nach der Narkose vorkommen kann. Am folgenden Tag kann man wieder normal füttern. Um das Lecken an der Wunde und dadurch entstehende Komplikationen zu vermeiden, wird der Hündin ein Halskragen, T-Shirt oder Body angezogen. Sie soll dies während den folgenden 4-6 Tagen bis zum Fädenziehen tragen, vor allem in unbeaufsichtigten Zeiten (insbesondere nachts). Baden ist in diesen 10 Tagen zu vermeiden. Ebenso sollte darauf geachtet werden, dass die Wunde durch starkes Herumtollen und Spielen nicht belastet wird. 10 Tage nach der Operation wird die Wunde kontrolliert und die Fäden werden entfernt.

 
  Vorteile  
 

- Einmaliger Eingriff!
- Zuverlässiges Ausschaltung der Sexualfunktionen!
- keine Läufigkeit, keine Blutungen
- keine Scheinträchtigkeit
- keine Gebärmutterentzündungen
- keine Pyometra (Gebärmuttervereiterung)
- Weniger Gesäugetumoren (falls Kastration vor 2. Läufigkeit erfolgt)

 
  Nachteile  
 

- Harnträufeln: Häufigste und unangenehmste Kastrationsfolge. Vermehrt betroffen sind grossrassige Hunde (Risiko von 30% bei mehr als 20 kg Körpergewicht)
- Gewichtszunahme: Erhöhter Futterverzehr bei gleichzeitig besserer Futterverwertung. Entgegengewirkt werden kann durch limitiertes Nahrungsangebot und ausreichend Bewegung.
- Welpenfell: Vorkommend bei langhaarigen Hunden mit glänzendem Deckhaar (z.B. Spaniel, Langhaardackel, Irish Setter)
- Narkose- und Operationsrisiko


 
  Alternativen zur Operation
 
  Läufigkeitsunterdrückung durch Hormonspritze
 
 

Bei dieser Art der Verhinderung einer Läufigkeit werden sogenannte Gestagene verwendet, dies sind synthetische Hormone, die dem Schwangerschaftshormon gleichen. Durch die regelmässige Verabreichung alle 5 Monate (bei Beginn werden kürzere Abstände gewählt) wird die Läufigkeit ausbleiben. Der Vorteil ist vor allem, dass dies kein endgültiges Ausschalten der Sexualfunktionen ist und damit reversibel, auch ist es eine sehr kostengünstige Variante zur Operation und die Nachteile der Operation entfallen. Hingegen kommt es bei der Anwendung von Gestagenen deutlich häufiger zu Gesäugetumoren, Gebärmuttererkrankungen und Zuckerkrankheit (Diabetes). Bei Zuchthündinnen ist grundsätzlich von einer Anwendung von Hormonen abzuraten.

 
  Suprelorin
 
 

Zur Zeit noch nicht für Hündinnen zugelassen aber sehr gut verträglich und jederzeit entfernbar. Wird schon oft angewandt. Es ist ebenfalls reversibel und die Hündin kann ev. später auch wieder zur Zucht eingesetzt werden. Das Stäbchen wird alle 6 bis 12 Monate unter die Haut gespritzt (ähnlich wie ein Chip). Nachteilig an diesem Medikament sind die recht hohen Kosten und vor der ersten Injektion muss der Progesteronspiegel überprüft werden, das heißt es wird immer unmittelbar nach der Läufigkeitsblutung begonnen, andernfalls kann es zu einer Dauerläufigkeit kommen.

 
  Natürlicher Verlauf
 
 

Selbstverständlich kann man eine Hündin auch ohne Eingriffe in die Sexualfunktion belassen. Die Läufigkeiten, mögliche Scheinträchtigkeiten und damit verbundene Risiken müssen aber in Kauf genommen werden. Es gibt einige Hilfsmittel, um dies zu erleichtern, sei es zum Beispiel Chlorophyll gegen den Geruch, Slips um Verunreinigungen durch die Läufigkeitsblutung zu verhindern und gute Wirkstoffe, auch natürliche, gegen die Scheinträchtigkeit.

 
             
  Die Kastration des Rüden
 
  Allgemeines
 
 

Die Geschlechtsreife des Rüden tritt durchschnittlich im Alter von 6 Monaten bis 2 Jahren ein und ist abhängig von der Rasse und dem Körpergewicht.

 
  Zeitpunkt der Kastration
 
 

Wir empfehlen den Eingriff mit ca. 1 Jahr vornehmen zu lassen. Dies kann jedoch je nach Verhalten des Rüden stark variieren. Die Kastration ist angezeigt bei vermehrter Aggressivität, Bespringen von Personen oder Gegenständen (sog. Hypersexualität), Harnmarkieren an unpassenden Orten und Streunen.

 
  Möglichkeiten
 
 

-Chirurgische Kastration: Operative Entfernung der Hoden
-Chemische Kastration: Mittels Medikamenten wird das männliche Sexualhormon Testosteron unterdrückt. Wirkung ca. 6 -12 Monate.

 
  1. Chirurgische Kastration
 
 

Vorbereitung:
Der Rüde soll 12 Stunden vor der Operation nicht gefüttert werden Wasser kann und soll jedoch belassen werden. Der Rüde erhält als erstes eine Beruhigungsspritze. Für die eigentliche Narkose verwenden wir in der Regel eine sog. Injektionsnarkose. Das ist eine schonende Methode mit grosser Sicherheit. Beide Hoden werden durch einen Hautschnitt vor dem Hodensack vorgelagert, abgebunden und entfernt. Die Wunde wird 2-schichtig vernäht.

Nachbehandlung:
Am folgenden Tag normal füttern. Um das Lecken an der Wunde und dadurch entstehende Komplikationen zu vermeiden, wird dem Rüden ein Halskragen angepasst. Baden ist in diesen 10 Tagen zu vermeiden. Ebenso sollte darauf geachtet werden, dass die Wunde durch starkes Herumtollen und Spielen nicht belastet wird.

 
  2. Chemische Kastration
 
 

Es gibt eine Möglichkeit, den Rüden chemisch zu kastrieren:

-Suprelorin: Eine Art Chip wird unter die Haut gespritzt. In den ersten 3-4 Wochen gesteigertes Sexualverhalten möglich, dann rascher Wirkungseintritt. Wiederholbar (nach jeweils 6-12 Monaten). Zu jedem Zeitpunkt möglich.

 
  Vorteile beider Kastrationsarten (chemisch und operativ)
 
 

- Verringerung bis Verschwinden des Geschlechtstriebes
- Markieren geht normalerweise verloren
- Verringertes Dominanzverhalten
- Verringerte Aggressivität gegenüber anderen Rüden
- Lern- und Arbeitsfähigkeit bleibt erhalten
- Spieltrieb bleibt erhalten
- Chirurgische Kastration: einmaliger Eingriff
- Chemische Kastration: reversible Massnahme Der ‚Chip‘ löst sich komplett auf
- keine Rückstände

 
  Nachteile beider Kastrationsarten (chemisch und operativ)
 
 

- Keine Besserung bei Angstbeissern
- Tendenz zur Gewichtszunahme, d.h. Futterangebot reduzieren!
- Feines glanzloses Welpenhaar v.a. bei langhaarigen, roten Rassen (Cocker)


 
  Entscheidungshilfe Kastration
 
Frühkastration Spätkastration
nach 1. Läufigkeit nach 2. Läufigkeit
Haltungserleichterung keine Läufigkeit
keine Scheinträchtigkeit
keine Attraktivität für Rüden
keine Trächtigkeit
Mammatumorprophylaxe sehr gut gut keine
Harninkontinenz ca. jede 10. Hündin* ca. jede 5. Hündin*
Fellveränderungen evtl. etwas geringere Welpenfellausbildung* Welpenfell*
Fettleibigkeit kein Einfluss
Wachstum kein Einfluss
Verhalten verspielter, umgänglicher mit Artgenossen
Operations-/Narkoserisiko bei gesunden Tieren sehr gering
  *rassenspezifische Besonderheiten